Sind das nur ein paar ökologische Gärtner-Methoden oder eine alternative Art und Weise Gemüse anzubauen? Diesen Eindruck gewinnt man zumindest, wenn man sich in sozialen Internetmedien über das Thema Permakultur schlau machen will. Oder steckt da noch viel mehr dahinter? Für mich jedenfalls bedeutet Permakultur so viel mehr.
Da es schon unzählige Internet-Quellen und Bücher zu den formulierten Prinzipien der Permakultur von Bill Mollison und David Homlgren gibt, spare ich mir das an dieser Stelle. Darauf gehe ich aber unter anderem in meinem kostenfrei herunter ladbaren Präsentationsdokument hier ein.
Was verstehe ich selbst darunter?
Um das zu beschreiben komme ich nicht umhin mich ein wenig in philosophische Ebenen zu begeben.
Permakultur ist für mich eine bestimmte Art und Weise zu denken, die Welt wahrzunehmen und danach zu handeln.
Permakultur beinhaltet für mich die Liebe zum Leben sowie die Achtung und Bewunderung des Mysteriums Leben. Als menschliches Wesen sehe ich mich als ein Teil der Natur und Kind dieser Erde. Die sogenannte Umwelt ist in diesem Sinne nichts von mir abgetrenntes, das nichts mit mir zu tun hat sondern steht mit mir in ständiger gegenseitiger Wechselbeziehung. Daher spreche ich statt dessen lieber von Mitwelt. Von dieser bin ich mehr abhängig als sie von mir als Einzelwesen. Letztendlich hängt das Überleben der Menschheit langfristig von der Natur ab. Alles was wir zum Leben brauchen und gebrauchen kommt aus der Erde. Sei es unsere Nahrung deren Grundbestandteile über jegliche Nahrungskette am Ende immer auf Lebewesen im Boden und Gewässern diese Planeten beruhen. Seien es unsere technischen Errungenschaften deren Werkstoffe entweder aus den Schichten der Erdkruste kommen oder aus Lebewesen die auf der Erde wachsen.
Wenngleich wir Menschen besondere Fähigkeit im Vergleich zu anderen Spezies haben sind wir keinem Wesen in allen belangen überlegen.
Wir können mit unserem Verstand viel verstehen von dem was wir beobachten und kluge Schlussfolgerungen machen, um so der Wahrheit und den Naturgesetzmäßigkeiten ein kleines Stück näher zu kommen. Aber wir werden niemals die Natur in allen Einzelheiten mit unserem Verstand durchdringen. Dabei entdecke ich immer wieder neue Wirkweisen, die mich zum erstaunen bringen. Und solange ich dafür offen bleibe wird das niemals enden. Das erfüllt mich mir großer Bewunderung und Demut vor dem Wunder des Lebens. In diesem Gefühlt erscheint mir der Wunsch, die Natur vollkommen nach seinen eigenen Vorstellungen und vermeintlichem Wissen zu steuern geradezu absurd.
Der Rationale Verstand ist eine ausgezeichnetes Werkzeug, das uns in einigen Lebensfragen sehr weiter helfen kann. Aber seine Möglichkeiten sind auch begrenzt. Um etwas mehr zu verstehen, können wir aber auch lernen die Mitwelt mit allen Sinnen zu erleben und so auch auf Ebenen jenseits der Ratio zu begreifen.
Dass die Menschheit trotz ihres bislang mangelnden Verstehens über hunderttausende oder Millionen von Jahren bis heute überlebt hat, gibt mir die Zuversicht, dass die Natur im Grunde für uns und nicht gegen uns wirkt, solange wir nicht gegen sie arbeiten. Diesen Umstand können wir uns zu nutze machen, um unsere eigenen Bedürfnisse zu erfüllen und würdevoll zu leben. Genau das will Permakultur. Und damit geht sie weit über den klassischen Naturschutz, wie wir ihn bisher verstanden haben hinaus. Denn dieser hat bisher den Menschen eher ausgegrenzt und nur als störenden Schädling betrachtet. Und dort wo der Naturschutz den Bedürfnissen des Menschen zuwider wirkt, macht es ihn umso mehr zum Feind. Wir Menschen können uns aber auch bewusst dazu entscheiden Nützlinge zu sein und mit der Natur statt gegen sie arbeiten. Wir können auch auf eine Weise handeln bei der alle gewinnen und niemand verliert, also wie man heute sagt eine Win-win-win-Situation schaffen. Dafür halte ich den Ansatz der Permakultur bestens geeignet.
Anders als es uns Konzepte wie das „Überleben nur der Stärksten“ und „natürliche Auslese“ glauben machen, kann das Leben in seiner unendlichen Vielfältigkeit nur entstehen und erhalten bleiben, wenn es mehr Miteinander zwischen den Lebewesen als Gegeneinander gibt. Ich denke daran sollten wir uns eine Beispiel nehmen.
Beim Versuch die Natur zu verstehen, haben wir in allem Leben einen Mechanismus der Selbstorganisation und -Regelung in allem Leben erkannt. Bis heute kann die Wissenschaft noch nicht abschließend erklären wie dieser ganz grundsätzlich zu Stande kommt. Manche verweisen dann einfach auf den Faktor Zufall bei verschiedensten biochemischen Vorgängen. Was Zufall eigentlich ist und wie statistisch wahrscheinlich solche zufälligen dynamischen Selbstorganisationen sind, darüber will ich mich dieser Stelle nicht weiter auslassen. Aber wenn wir solche Selbstregelung schon überall in der Natur beobachtet haben, wäre es dann nicht schlau sich diese zu Nutze zu machen anstatt selbst zu versuchen die ganze Komplexität zu verstehen und jeden einzelnen unzähligen in vielfältiger Wechselwirkung stehenden Parameter selbst steuern zu wollen?
In der Permakultur machen wir uns Selbstregelungsmechanismen, der Natur zu nutze. Dazu brauchen wir sie nicht in allen Einzelheit verstehen. Aber es hilft die Auswirkungen immer wieder zu beobachten, ob sie sich in unsere gewünschte Richtung entwickeln. Wenn sie das nicht tun können wir mit kleinen überschaubaren Maßnahmen nachsteuern, solange bis wir ein sich selbst erhaltendes dynamisches Gleichgewicht erreicht sehen. Langfristig wollen wir damit eine Ökosystem mit höherer Vielfalt an Lebensformen und Wechselbeziehungen erreichen als es vor unserem Eingriff war. Dazu kann es manchmal nötig und erlaubt sein die Vielfalt kurzfristig einzuschränken, bis sie sich in unsere gewünschte Richtung entwickelt.
Was ist Permakultur für mich nicht?
- ein starres Konzept oder System aus Methoden und Handlungsabläufen
- eine reine Methodensammlung
- Ein System das sich ausschließlich auf den Gemüseanbau oder allgemeiner Anbau von Nahrungsmitteln beschränkt
Permakultur weiter gedacht
Wie oben schon erwähnt sind wir zum Überleben auf Nahrungsmittel angewiesen deren Grundbestandteile aus der Natur stammen. Damit ist die Erzeugung von Lebensmitteln einer der Bereiche bei dem wir uns zwangsläufig ein Stück weit mit der Natur verbinden und gleichzeitig gezielt auf das Ergebnis einwirken wollen und müssen. Unter anderem deshalb aber auch weil Bill Mollison, der den Begriff geprägt hat, selbst Farmer war, ist die Permakultur als Bewusster Ansatz in diesem Bereich am häufigsten anzutreffen.
Wenn wir uns aber erinnern, dass wir Menschen Teil der Natur sind und damit wir selbst den Gesetzmäßigkeiten der Natur unterworfen sind, wäre es doch eine Überlegung wert die Denk-, Wahrnehmungs- und Handlungsweise der Permakultur auch auf viele andere unserer Lebensbereiche anzuwenden. Tatsächlich wird dieser Ansatz an vielen Stellen schon verfolgt.
Die soziale Permakultur will den Ansatz der Permakultur auf die Lebensgestaltung und das Zusammenleben von Menschen anwenden.
Es gibt auch Menschen, die die Permakultur mit der Architektur von Gebäuden und Wohnräumen verbinden.
Meine Ziele mit Permakultur
Mit Permakultur will ich 3 grundlegende Qualitäten erreichen.:
mehr Selbstbestimmtheit
Permakultur gibt mir Möglichkeiten meine Abhängigkeiten von zentraler Versorgung und Konsum deutlich zu verringern. Ich kann einen Großen Teil der Lebensmittel, die ich brauche selbst erzeugen. Wenn ich mich gesund ernähre, erhalte ich meine Gesundheit und bin damit weniger auf ärztliche Versorgung angewiesen. Die Bestätigung in der Natur kann auch sehr viel künstliche mediale Unterhaltungsangebote für mich überflüssig machen.
Schutz und Förderung der Mitwelt
Permakultur wertschätzt und achtet alles Leben. Mit Methoden der Permakultur können wir die Mitwelt nicht nur vor weiterer Schädigung schützen sondern viele Schäden wieder rückgängig machen und die Vielfalt des Lebens fördern.
Gesundheitsförderung
Mit Permakultur können wir Ökosysteme schaffen, die heilsam auf Menschen wirken, die sich darin aufhalten. Viele Studien belegen heute dass der Aufenthalt in und die Arbeit mit der Natur für uns Menschen körperlich, geistig und seelisch sehr heilsam ist.
Wenn wir das Bodenleben fördern wachsen unsere Pflanzen auf sehr nährstoffreichen Böden. Dadurch enthalten die geernteten Pflanzenteile selbst sehr viele wertvolle Nährstoffe, die unsere Gesundheit fördern, wenn wir sie essen.